Kapitalismus in den Shutdown schicken – für eine solidarische Pause! Fahrraddemo und Kundgebung am 10.04.2021

Zum 10.04.2021 rufen wir als Mitveranstalterin auf zur Fahrraddemo und Kundgebung „Kapitalismus in den Shutdown schicken – für eine solidarische Pause!“ – in der Zeit von 14 bis 16 Uhr, mit Start am Rabet und voraussichtlichem Ende im Clara-Zetkin-Park.

Als Begleitprogramm – und dezentrale Alternative – wird am 10.04. von 16 bis 17 Uhr eine Sendung im Radio Blau die Redebeiträge und Musik der Demo dokumentieren. Infos zum Einschalten gibt es auf https://www.radioblau.de/.

Zur Aktion seht ihr im folgenden Mobi-Sharepics, den gemeinsamen Aufruf als Sharepics und unseren Redebeitrag.

Mobi-Sharepics

Gemeinsamer Aufruf

Unser Redebeitrag

Wir als Naturfreundejugend Leipzig halten folgenden Redebeitrag:

„Den arbeitenden Menschen aus grauen Städten den Zugang zur Natur zu erschließen“, war das Ziel der Naturfreunde vor über 100 Jahren. Sie verbanden emanzipierte Freizeitgestaltung mit gesellschaftspolitischen Forderungen für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen.

Und heute? Während ein Virus auf Weltreise geht, bleiben wir zuhause – schließlich wollen wir uns und andere nicht durch verantwortungsloses Verhalten gefährden. Doch während führende Politiker_innen nicht müde werden, uns zur Zurückhaltung im privaten Bereich anzuhalten und wir bei Wanderungen, Fahrradtouren oder nächtlichen Spaziergängen mit Polizeikontrollen und hohen Bußgeldern zu rechnen haben, bleibt die Wirtschaftstätigkeit in Deutschland im Wesentlichen unangetastet.

Zähneknirschend akzeptieren viele von uns seit über einem Jahr teilweise völlig untaugliche Maßnahmen im privaten Bereich z.B. nächtliche Ausgangssperren, um unseren Beitrag zu einer schnellen Beendigung der Pandemie zu leisten. So richtig scheint das aber seit einem Jahr nicht zu klappen. Auch, weil wir weiterhin in überfüllten öffentlichen Verkehrsmitteln unseren Arbeitsweg bestreiten müssen und am Arbeitsplatz den oft unzureichenden Vorsichtsmaßnahmen unserer Arbeitgeber ausgeliefert sind, für die jede Ausgabe für Schutzmaßnahmen in ihrer Bilanz einen Negativposten darstellt.

Dass die Gesundheit der Lohnabhängigen im Kapitalismus ohne mit der Wimper zu zucken dem Profitinteresse der Unternehmen und der Standortlogik untergeordnet wird, ist keine neue Erkenntnis. In der aktuellen Pandemie wird sie jedoch überdeutlich.

Wir haben die Schnauze voll davon, dass Politik und Wirtschaft unsere Gesundheit für Profite auf’s Spiel setzen und dabei Tote einkalkulieren, solange die Gesundheitsversorgung nicht vollends überlastet wird. Wir haben die Schnauze voll davon, dass nichts passiert, während wir mit Einschränkungen unserer Freizeit unter Generalverdacht gestellt werden. Wir akzeptieren nicht länger, dass emanzipatorische politische Praxis unter dem Vorwand der Pandemiebekämpfung erschwert wird, während Corona-Leugner_innen Rosen auf den Weg gestreut werden.

Denn eigentlich liegt doch auf der Hand, was zu tun wäre: Ein vergleichsweise kurzer aber effektiver Shutdown, von dem lediglich unbedingt notwendige Teilbereiche der Wirtschaft ausgenommen sind. Was Wissenschaftler_innen seit über einem Jahr anmahnen, wird in der Politik jedoch nicht einmal als Option ernsthaft diskutiert. Einmal mehr wird hier das Verhältnis von bürgerlichem Staat und kapitalistischer Wirtschaft deutlich.

Ein Appell an die Politik wird aus diesen Gründen wenig bringen. Eine solidarische Pause müssen wir gegen Staat und Kapital organisieren und erzwingen. Solange emanzipatorische politische Akteure und Bündnisse oder Gewerkschaften nicht flächendeckende Streiks organisieren, bleibt uns zumindest die Möglichkeit der telefonischen Krankschreibung, um uns selbst und andere zu schützen und gemeinsam Druck auf Staat und Kapital aufzubauen.

Redebeitrag der Naturfreundejugend Leipzig auf der Demo zur solidarischen Pause am 10.04.2021