Selbstverständnis

Wer wir sind

Die Naturfreundejugend Leipzig versteht sich als linker, emanzipatorischer, parteipolitisch unabhängiger Jugendverband, in dem Jugendliche und junge Erwachsene selbstorganisiert politisch aktiv werden können. Wir möchten und müssen die Welt, so wie sie ist, grundlegend verändern. Denn für uns lassen die jetzigen Verhältnisse nur den Schimmer einer besseren Welt, für die es sich zu kämpfen lohnt, erahnen.

Die Naturfreundejugend hat ihren Ursprung in der Arbeiter*innenbewegung Anfang des 20. Jahrhunderts. „Den arbeitenden Menschen aus grauen Städten den Zugang zur Natur zu erschließen“, war das Ziel der Naturfreunde vor über 100 Jahren. Sie verbanden emanzipierte Freizeitgestaltung mit gesellschaftspolitischen Forderungen für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen. Als Gegengewicht zur bürgerlichen Erziehung wurde 1926 die Naturfreundejugend gegründet. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte bietet uns Anknüpfungspunkte, um für eine andere, bessere Welt zu streiten.

Was wir wollen

Verstehen, beschreiben, kritisieren – um zu verändern!

Die Welt, in der wir leben, samt ihrer Herrschaftsverhältnisse, ist ungerecht. Als emanzipierte Menschen streben wir die Aufhebung dieser Verhältnisse an. Grundlegend hierfür ist allerdings, die Verhältnisse zu verstehen und erst einmal Fragen zu stellen: Was ist eigentlich das Problem mit dem Patriarchat? Warum sind Menschen arm oder reich und was hat das mit Kapitalismus zu tun? Wie sind die Verhältnisse von Gesellschaft zur Natur und Umwelt strukturiert und warum führen sie zu einer sozialen und ökologischen Krise? Die Naturfreundejugend Leipzig begreift sich als Treffpunkt für Menschen, die diese Gesellschaft kritisch hinterfragen möchten und dafür auch mal über den Tellerrand schauen: Unsere Gesellschaftsanalyse hört nicht an der Landesgrenze auf!

Was wir machen

Wir beschäftigen uns also mit vielen Themen und verstehen uns als Plattform für verschiedene politische Aktivitäten: Soziales Wandern, um sich kritisch mit Antisemitismus zu beschäftigen, Veranstaltungsreihen zum Thema Ökologie und Kapitalismus planen, die nazikritische Dorfjugend in Sachsen unterstützen, Bildungsreisen nach Griechenland organisieren, klettern, wandern, Workshops planen oder einfach mal ’ne Runde Skat spielen – die Möglichkeiten, bei uns aktiv zu werden, sind so divers wie die Menschen, die bei uns aktiv sind. Dabei ist uns gerade im sportlichen Sektor wichtig, dass wir niemanden ausschließen und unser Verständnis von sportlichen Aktivitäten nicht auf Konkurrenz basiert.

Wie wir organisiert sind

Die Naturfreundejugend Leipzig ist selbstorganisiert, d.h. wir als Gruppe entscheiden gemeinsam, wo die Reise hingeht. Formalisierte Strukturen, insbesondere wenn sie von außen vorgegeben sind, können zu Spannungen und Hierarchien führen. Wir setzen uns deshalb zum Ziel, solche Tendenzen in unserer Arbeit als Gruppe zu reflektieren.

Wir haben verschiedene Arbeitskreise, die sich unabhängig voneinander treffen. Alle zwei Wochen treffen sich außerdem alle Aktiven auf dem Vollplenum und wir diskutieren Punkte, die für den ganzen Verband wichtig sind und stimmen die Arbeit der Arbeitskreise miteinander ab. Das Vollplenum dient auch als erste Anlaufstelle für Neu-Interessierte.

Fürs Zerreißen der eigenen Uniform!

Wir begreifen unsere Organisierung auch als einen Ausbruch aus dem alltäglichen Trott: Als Erholung und Gegenentwurf zu den Zumutungen des kapitalistischen Alltags und seinen Zurichtungen. Deswegen ist es uns auch wichtig, Politik entlang unserer eigenen Erfahrungen zu machen. Arbeitsethos, bürgerliche Selbstoptimierung und Gruppenzwang sind Dinge, die wir kritisieren und deswegen auch in unserer politischen Arbeit vermeiden wollen. Wir wollen Strukturen schaffen, in denen wir uns langfristig und nachhaltig organisieren und über unser Befinden offen sprechen können. Und nicht wegen Lohnarbeit, persönlicher Krisen oder Kindern aus politischen Zusammenhängen ausscheiden müssen. Dabei ist uns bewusst, dass wir alle durch unsere Sozialisation, also das Aufwachsen in dieser Gesellschaft, keine unfehlbaren Menschen sind. Auch unsere Mitglieder sind durch Herrschaftsstrukturen wie z.B das Patriarchat, Alters- oder Wissenshierarchien geprägt. Wir legen Wert auf die Zugänglichkeit unserer Struktur und die Weitergabe und Dokumentation bereits vorhandenen Wissens. Kritik verstehen wir in unserer Arbeit als einen liebevollen Akt, an dem wir wachsen möchten. Es ist okay, manchmal nicht stark sein zu können, das verlangt das Leben in dieser Gesellschaft schon viel zu oft von uns ab. Deshalb wollen wir Mitglieder solidarisch und achtsam miteinander umgehen, denn Solidarität ist, was uns stärker macht.

Wir sind zugänglich und offen für alle Menschen, die sich in unserem Selbstverständnis wiederfinden.